Erste STOLPERSTEINE in Miroslav

Anfang März wurden in unserer tschechischen Partnergemeinde Miroslav die ersten drei STOLPERSTEINE verlegt – und 27 Personen aus Spremberg und Umgebung sind dazu angereist. Alle Teilnehmden waren völlig überwältigt von der Herzlichkeit und Gastfreundschaft, die uns in unserem Nachbarland entgegen gebracht wurde. Unsere Gemeindepartnerschaft erwachte zu neuem Leben, dank der jungen Familien und vielen Jugendlichen, die sich an dem Austausch beteiligten. Noch dieses Jahr im November wollen die Miroslaver uns in Spremberg besuchen.

Gefördert wurde das ganze Begegnungswochenende vom Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds, wofür wir sehr dankbar sind.

Die seit 1993 bestehende Partnerschaft und das ehrenamtliche Engagement zwischen den Kirchengemeinden in Miroslav und Spremberg wurde durch die Begegnung im März 2024 enorm gestärkt. Erstmals seit vielen Jahren fuhren wieder junge Familien und Jugendliche aus Deutschland mit. Den Jugendlichen wurde verdeutlicht, was in den Jahren der Partnerschaft gewachsen und entstanden ist (Rettung und Instandhaltung des Jüdischen Friedhofs, familiäre Verbindungen zwischen Tschechen und Deutschen).

Die Jugendlichen hatten die Gelegenheit zu sehen, wie Gleichaltrige in einem anderen europäischen Land lernen und ihren Alltag gestalten. Während einer Sprachanimation mit einer professionellen Workshopleiterin haben die Jugendlichen die jeweils andere Sprache erfahren und Verbindungen zu Gleichaltrigen aufgebaut. Die Reise gab uns Denkanstöße für Fragen wie: Wie gehen wir miteinander um (mit Menschen die nicht meine Sprache sprechen oder einen anderen Glauben haben)?, Wofür setzen wir uns ein?, Was kann ich tun, wenn ich Fremdenfeindlichkeit erfahre/beobachte?

Alle Teilnehmenden der Begegnungstage haben sich mit ihrer eigenen Geschichte/Vergangenheit auseinander gesetzt. Es gab eine sehr anschauliche Wissensvermittlung über die Besonderheiten eines jüdischen Friedhofes (am Beispiel des Friedhofes in Miroslav) und über das Leben in jüdischen Gemeinden während der Führung durch das jüdische Viertels in Boskowitz. Zudem erfuhren wir von der tragischen Geschichte von Marta, Hana und Ruth Herzog, welche einst in Miroslav lebte. Die STOLPERSTEIN-Verlegung für jene Personen war der Höhepunkt der gemeinsamen Zeit.

Gern wollen die Miroslaver noch dieses Jahr uns besuchen. Bei der Gedenkveranstaltung am 9. November in Spremberg soll sich unsere Partnerschaft und unsere gemeinsame Erinnerung an die Geschichte weiterhin gegenseitig bereichern.

Gerade auch angesichts der momentanen politischen Entwicklungen in Tschechien und Deutschland und der Tendenz zur Nationalität kann so das Bewusstseins vor allem bei jugendlichen Teilnehmenden für die europäische Verbundenheit gestärkt werden.