Liebe Leserinnen, liebe Leser,
da sitzen sie. Gerade saß Jesus noch bei ihnen. Hat mit ihnen gegessen und getrunken. Leibhaftig haben sie das Leben miteinander geteilt – die Höhen und Tiefen eben.
Da sitzen sie. Gerade waren sie an seinem Grab. Reich Gottes? Keine Spur. Verschwunden ist Jesus. Tot. Ausgebrannt der Glaube. Kollektiver Burn-Out.
Wir sind auf der Suche nach der Kraft,
die uns aus den Häusern,
aus den zu engen Schuhen,
und aus den Gräbern treibt.
Da sitzen sie. Auf der Suche sind sie dennoch, immer noch. Schon lange sind sie unterwegs. Unterschiedliche Sehnsüchte treiben sie an. Ein lauter innerlicher Ruf nach Gerechtigkeit, ein Ruf gegen verschwenderischen Reichtum und bittere Armut, gegen Gleichgültigkeit, gegen die innere Unsicherheit voller Selbstzweifel. So viel wollten sie erreichen.
Da sitzen sie. Gerade waren sie an seinem Grab. Reich Gottes? Keine Spur.
Maria von Magdala kam zu den Jüngern und verkündete ihnen: Ich habe den Herrn gesehen. Und sie berichtete, was er ihr gesagt hatte. Maria von Magdala verharrte am Grab. Bis Jesus kam und zu ihr sagte: Keine Sorge. Steh nicht an meinem Grab und weine.
Da sitzen sie. Und merken, dass die Einladung, der sie gefolgt sind, folgenreich ist. Das Ziel ist schon da. Da, in alldem, was sie bisher auf ihrem gemeinsamen Weg erlebt haben: Aufstehen und sich dem Leben in die Arme werfen: Parteinahme und Hingabe für Kranke und Außenstehende, für Fremde und Kolleginnen. Da sitzen sie. Immer noch mit ihren Träumen und Ängsten, aber mit vielen Anderen an ihrer Seite. Uns erwartet das Leben. Wann wenn nicht jetzt?
Wir sind auf der Suche nach der Kraft,
die uns aus den Häusern,
aus den zu engen Schuhen,
und aus den Gräbern treibt.
Aufstehen und mich dem Leben in die Arme werfen –
nicht erst am jüngsten Tag,
nicht erst, wenn es nichts mehr kostet
und niemandem mehr weh tut.
Sich ausstrecken nach allem, was noch aussteht,
und nicht nur nach dem Zugebilligten,
Uns erwartet das Leben.
Wann, wenn nicht jetzt?
Luzia Sutter Rehmann
Ihre Pfarrerin Elisabeth Schulze