Liebe Leserinnen, liebe Leser,
Regeln, Gesetze und Richtlinien begegnen uns im Alltag an vielen Stellen als hilfreiches Geländer im Miteinander. Als Orientierung im Verkehr, in der Gemeinde etc., brauchen wir sie. Je mehr aus der Liebe zur Ordnung eine Liebe zur Regel, zum Gesetz wird, merkt man allerdings auch, wie das Leben und das Miteinander schwer werden. Dieses Problem hatte sich bei den Pharisäern zur Zeit Jesus eingestellt, einer frommen Strömung, die aus Liebe und Respekt Gott gegenüber, erst die Gesetze genau befolgten und später lieber noch ein Extragesetz erfunden haben, um das eigentliche Gesetz zu schützen. Jesus lenkt diesen festen Blick auf das Gesetz, hin zu Gott, der die Lebendigkeit möchte. Er lenkt den Blick hin zum Nächsten, der in jedem Fall Gottes Geschöpf ist. Er lenkt den Blick auf sich selbst, der echtes und ewiges Leben verspricht. Als Konsequenz werden Menschen nicht mehr danach beurteilt, wie wenig Fehler sie gemacht haben, sondern „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.“ sagt Jesus (Matthäus 7,16).
Wir Christen müssen keine Vermeider sein, mit der Angst vor den Fehlern und dem Gesetz. Wir dürfen Gestalter sein, mit Blick auf die Menschen und unsere Gemeinschaft. Diese neue Freiheit fordert einen lebendigen Glauben, der im Kontakt mit Gott und den Glaubensgeschwistern gestaltet und immer wieder hinterfragt werden will.
Ein Glaube, der die Freiheit voranstellt und die Liebe als Ergebnis sucht. Natürlich geht es nicht um Beliebigkeit. Aus dem Grund spricht Jesus ja von den Früchten, die wir in den Blick nehmen sollen. Und auch Paulus gibt den Christen in Thessaloniki die Aufgabe: „Prüft aber alles und das Gute behaltet.“ 1.Thess. 5,21
Eine Aufgabe für jeden persönlich, und für uns als Gemeinden. Was tun wir und was hilft es den Menschen (unserer Stadt)? Paulus‘ Aufgabe wird uns als Losung durchs nächste Jahr begleiten. Eine gute Möglichkeit, immer wieder dankbar zu sein für die Freiheit, die wir haben, und die neugierige Frage: „Was tue ich eigentlich mit meinem Glauben?“