War das ein Schock, als wir im Oktober erfuhren, dass die NPD durch Spremberg marschieren will. „Das kann doch nicht sein; nicht schon wieder!“ Allein die Ankündigung lies Erinnerung an Erfahrungen rechtsextremer Gewalt, die man selbst erlebt hatte oder bei anderen mitbekommen hatte, hochkommen. Leider lässt sich auch in Spremberg – wie an so vielen Orten in Deutschland – eine lange Geschichte faschistischer Gewalt und Organisierung erzählen. Die Anschläge auf die Unterkünfte von Geflüchteten in Schwarze Pumpe 1991 und in Spremberg 1992; die Angriffe auf asiatische Restaurants; die Bedrohung von Menschen, die sich für Solidarität und Vielfalt in Spremberg einsetzen; die Angriffe auf die Redaktion der Lausitzer Rundschau; der Brandanschlag auf die geplante Unterkunft für Geflüchtete in Trattendorf 2016; die fast tödlich verlaufenen Angriffe von rechtsextremen Schlägern auf afghanische Geflüchtete vor wenigen Jahren.
Wir waren uns schnell einig: Wir wollen ein Spremberg in dem sich alle Menschen sicher fühlen können und das lebenswert für alle Menschen ist. So versammelten sich am 12. November gut 200 Menschen unter dem Motto „Bunte Zukunft statt braunes Hinterland“ auf der Färberwiese zwischen Marktplatz und Kreisel. Denn wir sind überzeugt, dass Spremberg eine bunte Zukunft hat. Wir sind aber auch davon überzeugt, dass es auf diesem Weg einiges zu tun gibt. Vor allem: Wir müssen uns auch unserer jüngeren Geschichte stellen und klar benennen, was schief gelaufen ist und was noch schief läuft. Wir können die rechtsextreme Gewalt nur beenden, wenn wir Klartext reden und geschlossen zeigen: Spremberg ist kein ungestörter Raum für Parteien, Gruppen und Menschen, die anderen Menschen ihre Existenzberechtigung absprechen. Wenn Spremberg eine bunte Zukunft haben soll, dann braucht es unbedingte Solidarität mit allen Menschen die von Rassismus, Sexismus und rechter Gewalt bedroht sind.
Das schönste an diesem Tag war, dass wir nicht nur von all dem geredet haben, sondern diese bunte Zukunft wirklich spürbar wurde. Wir haben es geschafft ein breites Bündnis aus Gewerkschaften, dem CSD, dem Runden Tisch für Ausländer und gegen Gewalt, demokratischen Parteien, Vereinen wie Jugend und Soziales und dem Bündnis #unteilbar-Spremberg auf die Straße zu bekommen. Damit wurde nicht nur ein starkes Zeichen gegen Rechts gesetzt sondern auch viel Vertrauen untereinander und in unsere gemeinsame Kraft gewonnen.
So geht Spremberg und so haben wir eine bunte Zukunft.